Eines ist vorwegzunehmen: Es ist bereits ein regelrechter Hype um diese Technologie entstanden, auch wenn ein produktiver Einsatz bisher eher der Einzelfall ist. Hier kann man z. B. das Konsortium Hyperledger nennen, welches einen wesentlichen Teil ihres Softwareangebots die Testphase bereits verlassen hat und vereinzelt angewandt werden kann. Trotz dessen läuft die Entwicklung in diesem Bereich auf Hochtouren und es herrscht die Angst etwas in diesem Bereich zu versäumen. Die breite Anwendung wird laut Expertenmeinungen noch mindestens fünf bis zehn Jahre dauern. Dies könnte bei der momentanen Entwicklungsgeschwindigkeit aber auch durchaus schneller gehen. Bisher gibt es auf breiter Basis nur wenige funktionierende Implementierungen der Blockchaintechnologie: Zum Beispiel BitCoin und Ethereum. Um weitere Anwendungsmöglichkeiten zu finden, wird derzeit nach weiteren möglichen Anwendungsgebieten geforscht. Laut Bloomberg gibt es bisher etwa 500 Unternehmen, die erste Pilotprojekte an den Start gebracht haben
Blockchain – was steckt dahinter?
Transaktionen in einer Blockchain können jede Art von Information sein und sind nicht auf finanzielle Transaktionen festgelegt. Informationen, die in einem Block zusammengefasst sind, werden durch das sogenannte „Mining“ verifiziert und versiegelt. Einmal verifiziert, sind die in dem Block enthaltenen Informationen unveränderlich und für jeden sichtbar.
Mit Hilfe der sogenannten Blockchain ist es folglich möglich, Transaktionen zwischen Parteien dezentral und transparent in einem Protokoll – eine Art riesige „Datenbank“ – festzuhalten. Die Blockchain ist folglich eine Datenbank, welche über ein Netzwerk aus Teilnehmern verteilt ist.
Jeder Teilnehmer dieser Blockchain hat die gesamte Blockchain auf dem eigenen Computer gespeichert und diese wird mit jeder neuen Transaktion aktualisiert. So ist jeder Teilnehmer immer vollumfänglich über sämtliche Transaktionen informiert.
Bildlich gesprochen: Die Blockchain ist eine Kette, deren Glieder untrennbar miteinander verbunden sind. Jedes dieser Glieder enthält Informationen über die getätigten Transaktionen. Neue Transaktionen werden – nach einstimmiger Überprüfung – als neues Glied an die Kette angefügt. Teilnehmer und somit Inhaber der Blockchain können metaphorisch gesehen jederzeit an der Kette entlang gehen und sich jedes einzelne Glied und somit die Informationen über sämtliche Transaktionen anschauen. Folglich verfügt jeder Inhaber der Blockchain über die gleiche Informationslage.
Blockchain im Einsatz – Beispiele und mögliche Folgen
Im Bankenbereich gibt es vereinzelt große Konsortien , die sich in Thinktanks zusammenfinden und versuchen, die Technik salonfähig zu machen. Ein solches Konsortium besteht zum Beispiel aus den sieben Großbanken Deutsche Bank, HSBC, KBC, Natixis, Rabobank, Société Générale und UniCredit. Dieses Konsortium versucht derzeit eine gemeinsame Blockchain-Plattform zu entwickeln. Ziel hierbei ist, inländische sowie grenzüberschreitende Handelsfinanzierungen für kleine und mittelständische Unternehmen zu vereinfachen.
Ein anderes Beispiel für ein Pilotprojekt liefert die französische Großbank BNP-Paribas. Sie hat es mit zwei Unternehmenskunden erstmals geschafft, grenzübergreifende Zahlungen innerhalb nur weniger Minuten mittels Blockchaintechnologie abzuwickeln. BNP-Paribas ist davon überzeugt, dass diese Technologie Verzögerungen, unerwartete Gebühren und Durchführungsfehler minimieren kann.
Zum Vergleich: Eine Sparkasse benötigt alleine schon für eine Inlandsüberweisung einen Bankarbeitstag. Hat die Überweisung die Verarbeitung durchlaufen, darf der Geldübertrag maximal 24 Stunden dauern. Sichergestellt ist eine taggleiche Verrechnung am Beispiel einer Sparkasse nur, wenn die Kunden eine kostenpflichtige Blitzüberweisung am Schalter oder eine kostenpflichtige „Euro-Expressüberweisung online“ (bis 16 Uhr) durchführen. Gesprochen wird hier dann jedoch immer noch von einer Inlandszahlung. Unterstellt man BNP-Paribas eine erfolgreiche Implementierung der Technik auch für den inländischen Zahlungsverkehr, besitzt die Bank einen deutlichen Vorteil bezüglich der Zahlungsabwicklungen gegenüber der beispielhaft erwähnten Sparkasse.
Würde eine breite Anwendungsmöglichkeit der Blockchaintechnologie im Bereich des Geldtransfers (hier im Beispiel eine grenzüberschreitende Zahlung) zum Tragen kommen, müssten sich die Mitbewerber der BNP Paribas in diesem Bereich etwas einfallen lassen, um konkurrenzfähig bleiben zu können.
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für Banken könnte die Blockchaintechnologie im Bereich der Kreditsachbearbeitung sein. So hat beispielsweise ein Fintechunternehmen mit der Credit Suisse ein Projekt im Bereich der Konsortialkredite erfolgreich getestet. Ziel ist bei der Weiterentwicklung dieses Projekts nun, einen Konsortialkredit von der Strukturierung bis hin zur Auszahlung über die Blockchain laufen zu lassen.
Daimler und die LBBW haben ebenfalls erfolgreich ein Pilotprojekt durchgeführt, welches die Abwicklung eines Schuldscheindarlehens über die Blockchaintechnologie generiert.
Auch in Bereichen außerhalb der Finanzwelt gibt es bereits ernstzunehmende Blockchain-Entwicklungen. So hat Schweden im März 2017 damit begonnen, ein auf Blockchaintechnologie basierendes Katasteramt zu testen. Seit Juli 2017 nutzt Schweden die Technologie offiziell für Grundbucheintragungen.
Das gerade genannte Beispiel zeigt, dass die Blockchain-Technologie das Potenzial haben könnte, ein alternatives „Katasteramt“ und auch ein alternatives „Grundbuch“ zu werden. Ist eine Funktionsfähigkeit in diesem Bereich auf Dauer gewährleistet, könnte dies ebenfalls eine ernstzunehmende Entwicklung für Banken sein.
Lesen Sie ab 18. August 2017 in Teil 2: Blockchain – Die Chancen & Risiken für Banken
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