Villa mit einzigartiger Farbwirkung

Die Villa mit dem Walmdach liegt in einer ruhigen, von Gärten umgebenen Straße auf dem Sonnenberg, einem gehobenen Wiesbadener Wohngebiet zwischen Neroberg und Tennelbachtal. Seit sechs Jahren gehört sie einem Wiesbadener Geschäftsmann, der sich darin jedoch nie so richtig heimisch fühlte, weil ihn das konservative Design aus der Zeit des Vorbesitzers und die vielen Beigetöne störten. Ein kleiner Anlass – der Ausfall von ein paar Leuchten – gab den Anstoß für eine große Veränderung. Neue Leitungen mussten gelegt werden, und schnell kam eines zum anderen.

Warum den altmodischen Steinfußboden behalten, wenn Parkett doch viel wohnlicher und wärmer wirkt? Im Wohnzimmer war ohnedies ein neuer Gaskamin fällig. „Rums – da hatte ich plötzlich ein Riesenprojekt am Hals“, sagt der sportliche Geschäftsmann. Bei der Verwirklichung seiner Idealvorstellungen machte er keine Kompromisse. Seine Villa soll von innen und außen modern, lässig und farbenfroh wirken. Er wünschte sich auch, dass die großformatigen, stark farbigen Bilder, die er von seinen Reisen mitgebracht hat und mit denen er sich gerne umgibt, im Haus besser zur Geltung kommen.

Gemeinsam mit dem Mainzer Farbdesigner Marcus Loewe (Loewe & More) erarbeitete er für jeden Raum ein Farbkonzept, und von Anfang an bezog er auch die Lichtdesignerin Beate Schulte (Lichtblick Wiesbaden) in den Gestaltungsprozess mit ein. „Die Farbtemperatur des Lichtes muss auf die Wandfarbe abgestimmt sein. Kombiniert man die falschen Farbtemperaturen, wirken die Wandfarben unecht und werden farblich verzerrt“, erklärt sie. In Abstimmung mit dem Hausherrn erstellte sie ein Möblierungskonzept und einen Plan mit Vorgaben für den Elektriker. Für alle Beteiligten war es eine spannende, nicht alltägliche Aufgabe, denn es kommt selten vor, dass zwei Designer gemeinsam nach allen Regeln ihrer Kunst etwas Neues und Schönes entstehen lassen.

Am schnellsten war die Entscheidung für die neue Fassadenfarbe gefallen. Das ursprüngliche Gelb der Außenwände verschwand unter einem Muresko-Anstrich mit der noblen Farbe Amber, einem Grauton mit leichtem rosa Schimmer, von dem sich Sprossenfenster und Fensterfassungen jetzt strahlend weiß abheben.

„Herr Loewe hat das Geschick und Talent, aus Gesprächen meine Vorstellungen herauszuhören“, lobt der Auftraggeber. Für die Innenräume wünschte er sich matte, gut deckende, kräftige Wandfarben, die er aus dem 120 Farbtöne umfassenden Farbfächer der anspruchsvollen Luxusfarben-Kollektion aussuchte. Mit CAPAROL ICONS gestrichenen Oberflächen wirken edel und samtig, ein Effekt, der auf den besonders hohen Anteil an Pigmenten zurückzuführen ist.

Bloß kein Grün und kein Blau – das machte der Geschäftsmann dem Mainzer Farbdesigner zur Bedingung. Einverstanden war er dagegen mit den Grau-Nuancen für den Eingangsbereich und die Räume im Erdgeschoss, die er als „maskuline“ Farben empfindet. Der Grundfarbton im Parterre ist nun helles Betongrau – der ICONS Farbton „Hommage to Berlin“. Durch die Kombination mit dem zarten Mausgrau von „Code Lisa“ wird Abwechslung und Lebendigkeit erzielt.

Ohne Türen gehen die offene Küche, Essbereich, Wohnzimmerinsel und Fernsehraum ineinander über. Die Wandfarben heben ihre jeweiligen Funktionen hervor. Im TV-Raum, in den sich der Wiesbadener Geschäftsmann gern zum Lesen zurückzieht, umgibt ihn der warmtonige, graubraune Farbton „Chesterfield“ – ein Klassiker. Der an der Wand befestigte Großbildschirm mit Framedesign ist eine Art Kunstgalerie auf Knopfdruck. Aus einer großen Auswahl kann ein digitales Foto ausgewählt werden, das – als Standbild – wie ein fest installiertes Wandbild wirkt.

Alle Grautöne im Aufenthaltsraum sind sensibel auf die Metallteile des Kamins abgestimmt. Aber auf der Wand hinter der modularen bunten Polstergarnitur von Roche Bobois dominiert das samtige Dunkelrot von „Burlesque“. Diese gesprächsfördernde Farbe wird von Graubraun-Taupe („Nouvelle Vague“) und coolem Graphitgrau („Rock ‚n‘ Roll“) in Schach gehalten. Ein Wandstreifen in dem kräftigen Rotton stellt die optische Verbindung zwischen dem Wohnraum und der offenen Küche her.

Weil die Sofalandschaft mit ihrem extravaganten Muster- und Farbenmix besonders hervorgehoben werden sollte, zog Lichtdesignerin Beate Schulte über diesem Bereich ein um wenige Zentimeter abgehängtes Deckenfeld ein, das durch Öffnungen zur Rohdecke unterbrochen und indirekt beleuchtet wird. Die Deckenelemente können per LED Controller in allen Farben des Regenbogens und allen Sättigungsgraden, aber auch in einem eleganten Warmweißton zum Erstrahlen gebracht werden. Es ist also möglich, die Sofazone zu jeder Tages- und Nachtzeit in jede gewünschte Lichtstimmung zu tauchen. Gelungen ist Schulte auch die Verzauberung des Essbereichs durch die schwebende Komposition von mehrfarbigen Glaslampen in Kugel- und Tropfenform.

Im Treppenhaus begleitet das Petrolblau von „Skater“ den Besucher ins obere Stockwerk. Aus diesem atmosphärischen Blau heraus strahlen Lichtspots in Fußhöhe der Stufen wie Sterne im Nachthimmel. Diese Treppenstufenleuchten folgen dem runden Treppenlauf, sorgen für Trittsicherheit und betonen die warmen Steinstufen sowie die Architektur des Treppenhauses. Eine Lichtinstallation erstreckt sich über alle Stockwerke. Zur Aufhellung und Betonung der dunklen Wandflächen und als verbindendes Element zwischen den Geschossen wurde sie von der schrägen Deckenfläche bis ins Untergeschoss nach unten abgependelt. Mit feinen Stahlseilen verbunden sind lange Zylinder aus opalweißem, mattem, handgearbeitetem Glas, die das Treppenauge im Ganzen erhellen. Die matten weißen Gläser nehmen den opaken Charakter der Wandfarbe auf und stehen in einem schönen Kontrast zu dem recht dunklen, warmen Petrolfarbton. Diese Beleuchtung kann geschossweise zugeschaltet und gedimmt werden.

Schwierig zu gestalten war das Schlafzimmer mit dem Einbauschrank und den fünf Fenster- oder Terrassenöffnungen. Es sollte unbedingt eine meditative Ecke bekommen. Als Akzentfarbe kam hier – und im Arbeitszimmer – wieder aktivierendes „Burlesque“ zum Einsatz, abgemildert durch den hellbraunen Wildlederton „Boogaloo“. Im Gästezimmer überrascht das frische Pink von „Bubblegum“ an der Stirnwand, ein Farbton voller Süße und dem Flair der japanischen Kirschblüte

Sämtliche Maler- und Rigipsarbeiten – etwa die abgehängte Decke für die Leuchten – wurden vom Meisterbetrieb Farbpunkt Sobert & Ierardi ausgeführt, an den sich anspruchsvolle Kunden mit ihren vielfältigen und extravaganten Wünschen seit 2001 wenden. Giovan B. Ierardi hat auch die Kaminbank und die Sitzbank des Fernsehraums mit Pandomo Studio im Betonlook beschichtet. Er sagt: „Die brillanten, sehr gut deckenden CAPAROL ICONS-Farben sind auf dem Markt etwas ganz Besonderes. Da wir großen Wert auf Qualität legen, werden wir unseren Kunden in Zukunft die Farben der CAPAROL ICONS-Serie empfehlen.“

Marcus Loewe erinnert sich gern an die angenehme Zusammenarbeit mit dem Hausherrn zurück. „Es kommt selten vor, dass jemand einem Designer so vertraut“, meint er. Sein Auftraggeber gibt ihm das Kompliment zurück: Er fühlte sich von dem Mainzer Farbgestalter immer sehr gut verstanden. Als er die Vergrößerung eines selbst aufgenommenen Fotos aufhängen wollte, stellte der Hausherr fest, dass es perfekt auf die dafür vorgesehene Wand passt.

Seit ihrer Umgestaltung und dem Einzug neuer Möbel wirkt die Villa repräsentativ, in sich stimmig, doch nicht protzig. Das entspricht ganz dem Charakter ihres Besitzers. „Er ist harmonisch und warmherzig – und das drückt jetzt auch das Haus aus“, findet Marcus Loewe.

Petra Neumann-Prystaj

 

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