Silvio: Adrenalinschübe zwischen Kyffhäuser und Mount Rushmore

Ob Bison-Jagd in South Dakota oder Besuch bei Kaiser Barbarossa – Spaß macht’s Silvio erst auf vier Rädern. Der hilfsbereite Feuerwehrmann freut sich über motivierten Nachwuchs bei der Jugendfeuerwehr – und über Gummibärchen.

Durchs Gelände cruisen, die Natur genießen, das ist eine Leidenschaft, die Silvio Buschmann mit seiner Frau teilt. Mit ihren Quads erkunden sie ihre Heimat rund um Apolda bei Jena in Thüringen. Immer mit dabei Sohn Aiden und manchmal auch andere Quad-Freunde. Verliebt in das geländegängige Gefährt hat sich Silvio bei einem Besuch in den Vereinigten Staaten vor 18 Jahren. Zusammen mit Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Apolda war der damals 21-jährige zu Gast bei der Partnerfeuerwehr in Rapid City, South Dakota. Mit dem Quad ging es zum Mount Rushmore, dem Berg, in dem die Köpfe von vier US-Präsidenten verewigt wurden. Der Ausflug ist für Silvio bis heute unvergessen. Unvergessen ist für ihn auch der „amerikanische Almabtrieb“ Buffalo Roundup, also das Zusammentreiben tausender in der Prärie lebender Bisons. Einmal im Jahr werden sie, wie einst im Wilden Westen, von Cowboys zusammengetrieben. Männer in Pickups, auf Pferden und Quads helfen beim Eintreiben der Vierbeiner. Die Jungtiere werden gezählt und mit den Muttertieren wieder in die Freiheit entlassen. Einige Bullen werden versteigert. Dieses Spektakel aus Strategie, Schnelligkeit und Kraft von einer Anhöhe aus zu beobachten, ließ bei Silvio den Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen. Wenn er heute mit seinem eigenen Quad von Apolda ins Umland fährt, beschert ihm das mindestens genauso viele Glücksmomente. Land und Leute sind in seiner Heimat ebenso liebens- und sehenswert wie im „wilden Westen“. Davon konnten sich seine Freunde aus Rapid City selbst überzeugen. Ihnen zeigte Silvio mit seinen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Apolda die Wartburg in Eisenach, die Landeshauptstadt Erfurt und die deutsche Hauptstadt inklusive Berliner Mauer und Checkpoint Charlie. Auch Kaiser Barbarossa statteten sie auf dem Kyffhäuser einen Besuch ab. Deutsche Kultur und Kulinarik lernten sie aus erster Hand kennen: auf dem Zwiebelmarkt und beim Bockbieranstich in der Brauerei Apolda, beim Ritteressen auf der Rudelsburg oder beim Spanferkelessen im heimischen Hof. Auch ein dunkles Kapitel Deutschlands adressierten Silvio und seine Kameraden und besuchten mit ihren amerikanischen Freunden die Gedenkstätte Buchenwald. Bei den Treffen der Partnerfeuerwehren in Deutschland und in den USA steht der Austausch rund um das Thema Feuerwehr im Vordergrund. Beim letzten Besuch in Rapid City waren auch seine Frau Monique und Sohn Aiden dabei – beide mindestens ebenso feuerwehrverrückt wie er.

In die Jugendfeuerwehr in Apolda trat Silvio mit 14 Jahren ein. Schon nach dem ersten Tag war sein Interesse geweckt. Mittlerweile leitet er die Jugendfeuerwehr und bildet alle zwei Wochen die Kinder und Jugendlichen von 10 bis 17 Jahren aus. Bei ihm lernen sie alles über Erste Hilfe und Feuerwehrgerätekunde und was bei einem Löschangriff zu tun ist. Für andere da sein und helfen, sind für Silvio die Gründe bei der Freiwilligen Feuerwehr zu arbeiten. Sohn Aiden und Frau Monique sind seit drei bzw. vier Jahren ebenfalls Mitglied in der FFW Apolda. Seitdem sieht der Inhaber einer Baufirma sie öfters. Silvio gefällt das Miteinander und das Gefühl Teil einer großen Familie zu sein. Die Kameradinnen und Kameraden helfen sich viel gegenseitig. Auch er konnte die Hilfe schon in Anspruch nehmen. Als die alten Ziegel vom Dach mussten, mobilisierte er 15 freiwillige Helfer – allesamt Kameraden der FFW. An einem Samstag im Mai standen sie 9 Uhr morgens im Hof und haben mit angepackt. Um 14 Uhr war die Aktion beendet. Anschließend gab es für alle etwas zu essen und zu trinken. Viele Hände, schnelles Ende. Bei einem Umzug steht keine Feuerwehrfamilie allein da. Einander zu helfen ist gang und gäbe. Auch der Männertag wird zum Feuerwehr-Familientag: Um das Spanferkel im Hof gesellt sich Kind und Kegel. Es sind diese schönen Seiten, die die Härten und Unzulänglichkeiten des Feuerwehralltags verblassen lassen. Immer häufiger werden Kameradinnen und Kameraden zu zusätzlichen Aufgaben herangezogen: zum Entfernen von Ölspuren auf Landstraßen, Sonntagmorgens Entenküken aus verlassenen Pools retten oder als Tragehilfen für den Rettungsdienst 2 Uhr nachts. „Auch in den Gerätehäusern muss noch viel getan werden. Die Schwarz-Weiß-Trennung ist oft aus Platzmangel nicht gegeben. Wir versuchen uns so gut es geht zu schützen. Keiner von uns will später mal an Feuerkrebs erkranken.“ Fühlt er sich manchmal allein gelassen und ausgenutzt? „Ohne uns Freiwillige Feuerwehrmänner und -frauen würde es nicht gehen. Mehr Anerkennung von Seiten der Politik und der Bevölkerung wäre wünschenswert. Viele Menschen wissen nicht, wieviel Zeit wir neben unserer „normalen Arbeit“ für die Feuerwehr opfern, um die Stadt und ihre Bevölkerung zu schützen. Auch wenn wir mit vielen Unzulänglichkeiten kämpfen müssen, für andere da zu sein und helfen zu können, treibt mich an. Ich werde nie vergessen, wie sich einmal nach einem Brandeinsatz ein kleines Mädchen zu uns durchgedrängelt hat, um Gummibärchen zu verteilen. Das war an dem Tag der schönste Dank.“

  • Was denken Feuerwehrleute über ihr erhöhtes Krebsrisiko? MEIKO hat einige von ihnen gefragt. Ihre Meinungen lesen Sie hier: https://m3o.link/meinung.

Zitate

Silvio Buschmann, Jugendfeuerwehrleiter FFW Apolda

„In den Gerätehäusern muss noch viel getan werden. Die Schwarz-Weiß-Trennung ist oft aus Platzmangel nicht gegeben. Wir versuchen uns so gut es geht zu schützen. Keiner von uns will später mal an Feuerkrebs erkranken.“

„Ohne uns Freiwillige Feuerwehrmänner und -frauen würde es nicht gehen. Mehr Anerkennung von Seiten der Politik und Bevölkerung wäre wünschenswert.“

„Auch wenn wir mit vielen Unzulänglichkeiten kämpfen müssen, für andere da zu sein und helfen zu können, treibt mich an.“

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