1. Weltraumsymposium in Ottobrunn bei München

Der Wettlauf ins All hat in den vergangenen Jahren wieder deutlich an Tempo gewonnen. Doch anders als früher geht es nicht mehr darum, Flaggen zu hissen, sondern unsere Lebensweise zu schützen. Denn ein Angriff auf die für Deutschland relevanten Satellitensysteme hätte massive Folgen. Mit dieser Warnung machten Sicherheitsexperten auf dem 1. Weltraumsymposium auf eine wachsende Bedrohung der nationalen Sicherheit aufmerksam. Rund 200 Expertinnen und Experten aus Industrie, Wissenschaft, Politik und Verteidigung waren auf Einladung des Technologieunternehmens IABG, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Interessengemeinschaft der Deutschen Luftwaffe e.V. (IDLw) nach Ottobrunn bei München gekommen.

Die Dimension des Problems ist enorm. Ein Ausfall der Satellitensysteme könnte Deutschland innerhalb kürzester Zeit in die digitale Steinzeit zurückwerfen. Betroffen wären nicht nur Internet und Kommunikation, sondern auch lebenswichtige Infrastrukturen wie beispielsweise die Strom- und Wasserversorgung. Pelin Afat, Leiterin Vertrieb bei der IABG: „Im Weltraum hinken unsere Schutzmechanismen der technologischen Entwicklung hinterher. Doch Gesellschaft und Politik verdrängen diese Gefahren derzeit noch. Dabei ist klar: Andere Staaten haben bereits Technologien entwickelt und zum Teil auch schon eingesetzt, um Satelliten zu stören oder zu zerstören.“

Deutschland steht vor einem Paradoxon: Einerseits verfügt das Land über eine exzellente technologische Basis mit Spitzenforschung, einer leistungsfähigen Industrie und innovativen Start-ups im Raumfahrtsektor, hinkt andererseits aber bei den Investitionen in die Weltraumsicherheit deutlich hinterher. Nicht nur weltweit führende Nationen wie die USA, China und Russland investieren ein Vielfaches, auch europäische Partner wie Frankreich und Großbritannien haben die strategische Bedeutung des Weltraums früher erkannt.

„Der Weltraum ist mehr als ein Prestige- oder Wirtschaftsfaktor, sondern ist zum Schlüssel für die nationale Sicherheit avanciert“, betont Pelin Afat. Wie auch andere Experten plädiert sie dafür, das Thema Weltraumsicherheit künftig im Bundeskanzleramt, statt wie bisher im Wirtschaftsministerium anzusiedeln: „Wir brauchen eine nationale und ressortübergreifende Strategie, um diesen immer wichtiger werdenden Bereich angemessen abdecken zu können.“

Deutschlands blinder Fleck im All

Angesichts der veränderten geopolitischen Lage und der wachsenden Bedeutung satellitengestützter Übertragungswege drängt die Zeit. Dr. Karsten Deiseroth, Leiter des Geschäftsbereichs Verteidigung & Sicherheit der IABG: „Deutschland muss in der Lage sein, ein permanentes Lagebild über das Geschehen im Weltraum zu generieren, um bei Vorfällen souverän urteilsfähig zu sein. Zusätzlich muss Deutschland auch die Option haben, im Falle eines Angriffs Satellitensysteme im All kurzfristig ersetzen zu können.“

Gerade die entscheidende Rolle des Weltraums für unsere nationale Sicherheit stellt Generalleutnant a.D. Klaus Habersetzer, Präsident der IDLw e.V., heraus: „Der erdnahe Weltraum ist aber auch militärisches Operationsgebiet und eine eigene militärische Dimension. Schlüsselfähigkeiten sind u.a. raumgestützte Frühwarnung und Aufklärung sowie die satellitengestützte Kommunikation als Grundlage zur erfolgreichen Führung von militärischen Operationen. Anti-Satellitenwaffen wurden bereits mehrfach erfolgreich getestet und sind Realität. Annäherungen bis hin zum Andocken und Manipulieren von Satelliten sind ernst zu nehmende Bedrohungen. Die Domäne Weltraum spielt damit eine sehr wichtige Rolle für unsere nationale Sicherheit.“

Sicherheitsexpertin Afat warnt vor dem Verlust wichtiger Infrastruktur im Weltraum im Konfliktfall: „Unsere Satelliten sind von weitaus größerer Bedeutung, als dies in der Öffentlichkeit bisher wahrgenommen wird. Ob moderne Kommunikation, Navigation, Zeitsynchronisation, Finanzströme oder selbst Verkehrsampeln – all das wird heute über Satelliten gesteuert und ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.“

Hochkarätiges Symposium als wichtiger Impuls

Das Münchner Weltraumsymposium soll künftig regelmäßig gemeinsam mit der Interessengemeinschaft der Deutschen Luftwaffe e.V. organisiert werden. Ziel ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung der Sicherheit im Weltraum zu sensibilisieren und konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft zu entwickeln. „Es geht nicht darum, Panik zu verbreiten, sondern aufzuklären“, betont Mitglied des Bundestags und Vizepräsident des IDLw Florian Hahn. „Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass unsere immer stärker digitalisierte Gesellschaft von verwundbaren Systemen im Weltraum abhängig ist. Sie zu schützen ist daher eine der wichtigsten strategischen Aufgaben unserer Zeit.“

Über die IDLw e.V. | Interessengemeinschaft der Deutschen Luftwaffe e.V.

Kernkompetenz der IDLw e.V. ist die Bereitstellung einer Plattform zum Austausch über alle Themen rund um die Luft- und Raumfahrt. Ob Militär, Politik oder Industrie, der Austausch über organisatorische Strukturen hinweg als gesamtheitlicher Ansatz ist entscheidend für eine zukunftsfähige, leistungsstarke und effiziente Luftwaffe sowie eine dementsprechend ausgerichtete Luft- und Raumfahrtindustrie.

Die IDLw e.V. bietet mit ihren Berliner Plattformen und ihrem Engagement bei der Förderung junger Menschen auf ihrem Weg in das spannende Feld der Luft- und Raumfahrt das Forum in Deutschland für den interdisziplinären Austausch.

Über die IABG Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH

Die Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG) ist ein führendes europäisches Technologie-Unternehmen mit den Kernkompetenzen Analyse, Simulation & Test und Anlagenbetrieb. Der Begriff „Sicherheit“ bildet dabei das thematische Dach des Lösungsportfolios: Sicherheit neu entwickelter Hightech-Produkte und Verkehrsmittel sowie Sicherheit von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. In diesem Kontext erbringt die IABG technisch-wissenschaftliche Dienstleistungen für private und öffentliche Kunden in den Branchen Automotive, Bahn & Schiene, Energietechnik, Öffentlicher Sektor, Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung. Die IABG beschäftigt 1.200 hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Stammsitz in Ottobrunn sowie in kundennahen in- und ausländischen Niederlassungen.

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