Der Artikel kurz zusammengefasst:
Die Zahl der abgesetzten Wärmepumpen hat sich in den ersten neun Monaten von 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum halbiert. Auch das jährliche Wärmepumpen-Ausbauziel des Wirtschaftsministeriums wird voraussichtlich bis Jahresende krachend verfehlt. Verbände und Marktbeobachter machen dafür direkt das in Q3 2023 beschlossene Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die nur zögerlichen Fördermaßnahmen verantwortlich. Allerdings kommt bei dieser Betrachtungsweise zu kurz, dass aktuell nicht zuletzt Impulse aus dem rückläufigen Neubau fehlen. Damit der Heizungstausch im Bestand vorankommt, müssten jedoch insbesondere im Wärmepumpensegment die gesamten Erwerbungskosten um mindestens 40 Prozent sinken. Das scheint angesichts der hohen Baunebenkosten derzeit kaum möglich.
Absatzzahlen von Heizsystemen von Januar bis September um Prozent gesunken
Die Zahl kommt nach den Halbjahresergebnissen nicht überraschend. Bitter enttäuschend für die Heizungsbranche ist sie dennoch: In den ersten drei Quartalen von 2024 wurden laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) 548.000 Heizungen abgesetzt und damit 48 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Fast 52 Prozent davon waren weiter Gasheizungen, 14 Prozent Ölheizungen und 26 Prozent Wärmepumpen.
Der Absatz von Heizungen bewegt sich somit laut BDH wieder auf dem langjährigen Niveau der Jahre 2014 bis 2019. Dass von 500.000 Wärmepumpen bis Ende des Jahres wohl keine Rede mehr sein kann, ist klar – und verantwortlich für die Misere macht nicht nur die Heizungsindustrie das glücklose Wirtschaftsministerium mit seiner unübersichtlichen und alles andere als verbraucherfreundlichen oder gar unbürokratischen GEG-Neufassung. Der Verband sieht daher die Regierung in der Pflicht, den Gebäudeeigentümern die beschlossenen Förderbedingungen für Lösungen wie Wärmepumpen, Hybridlösungen oder Biomasse-Heizungen transparenter zu machen und aktiv zu erklären.
Elektrowärmepumpen fast schon Standard im Neubau – doch der Neubau selbst ist alles andere als Standard
Die Kritik ist nicht unberechtigt. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass Wärmepumpen und der Altbau aus verschiedenen Gründen fremdeln – der Aufwand ist im Einzelfall sehr hoch und kostenintensiv, gerade, wenn das Gebäude energetisch nicht ertüchtigt ist (und das trifft bekanntlich wohl auf bis zu drei Viertel der Bauten im Bestand zu!).
Ein nicht zu unterschätzender Teil der Zuwächse bei Wärmepumpen kamen also schon lange vor Verabschiedung des mittlerweile so berühmt-berüchtigten GEGs vor allem aus dem Neubausegment. Auch die von Januar bis Juli genehmigten neuen Wohnbauten sollen zu 63 Prozent mit Wärmepumpen betrieben werden (übrigens ein neuer Rekord) und nur noch zu 6 Prozent mit einer Gasheizung – dumm nur, dass die absolute Zahl der genehmigten Projekte 2024 bislang um ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum rückläufig ist. Damit trifft der schwache Neubau auch die Heizungsindustrie empfindlich (für die der Neubau ja eigentlich nur das zweite Standbein neben dem Heizungstausch im Bestand ist) – zumindest im Segment Wärmepumpe.
Preisniveau: WirtschaftsWoche mutmaßt wenig Hoffnung auf Anpassung nach unten
Ein weiterer negativer Faktor auf dem Heizungsmarkt allgemein und dem Wärmepumpenmarkt im Besonderen sind die hohen Preise, die auch tendenziell modernisierungswillige Haubesitzer abschrecken. Zwar kann bei einer förderfähigen (zu 65 Prozent erneuerbar betriebenen) Heizung 30 bis 70 Prozent der Kosten gefördert werden – doch wenn der Preis für den Einbau einer Wärmepumpe im Schnitt die 30.000 Euro-Marke überschreitet, sind selbst die im Idealfall nicht geförderten 30 Prozent einer solchen Summe nicht unbedingt für jeden Haushalt zu stemmen. Zumal meist weitere energetische Ertüchtigungen nötig sind, damit die Wärmepumpe überhaupt wirtschaftlich betrieben werden kann.
Die Autoren der WirtschaftsWoche haben die Preislücke zwischen Deutschland (30.000 Euro pro Wärmepumpe) und Europa (je nach Land zwischen gut 10.000 und 17.500 Euro) untersucht. Ein großer Teil der hohen Kosten für eine Wärmepumpe dürfte hierzulande von den Installationskosten abgedeckt werden. Aber auch die baulichen Gegebenheiten (viele große, freistehende Einfamilienhäuser im Bestand) machen den Einbau einer Wärmepumpe im Vergleich mit anderen Ländern laut Industrie komplizierter und aufwendiger. Die Recherchen der WirtschaftsWoche kommen zu dem etwas bitteren Schluss, dass eine Anpassung der Kosten nach unten kurzfristig kaum wahrscheinlich sei:
Damit das Gesamtpaket günstiger sein kann, müssten sowohl die Herstellerpreise als auch die Installationskosten sinken. Um den Aufwand für den Einbau zu reduzieren, müssten Hersteller und Fachbetriebe geringere Margen in Kauf nehmen (eine Kröte, die in der Krise kaum jemand zu schlucken bereit sein dürfte). Zudem müssten Auflagen und Bürokratie abgebaut werden – eine Aufgabe, die in Deutschland beinahe noch unmöglicher zu sein scheint.
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